Die Lage bei den Insekten, insbesondere bei den Wildbienen ist prekär. Rückgänge von 80 % und mehr sind zu verzeichnen (siehe auch: Wildblumenwiese).
Die Zahlen sind alarmierend, die Gründe sind vielfältig und zum Teil auch noch nicht vollständig erforscht. Hauptursachen dürften aber das immer knapper werdende Nahrungsangebot sowie mangelnde Besiedlungsmöglichkeiten sein. Vielen Menschen ist dies inzwischen bewusst und versuchen mit dem Kauf eines so genannten Insektenhotels die Situation zu verbessern .
Solche Insektenhotels sind in Baumärkten und beim Discounter für 10-15 € erhältlich.
Doch Achtung! Viele dieser Insektenhotels sind für eine Besiedlung völlig ungeeignet und selbst im hochpreisigen Marktsegment ist viel ungeeignetes zu finden. Wenn man sich ein wenig mit der Lebensweise der Wildbienen beschäftigt, wird schnell klar warum das so ist. Die meisten Wildbienen leben solitär, bilden also keine Völker wie die Honigbienen. Die befruchten Weibchen legen ihre Eier vorzugsweise in röhrenartigen Strukturen ab.
Normalerweise werden in einer solchen Röhre 5-6 Eier hintereinander abgelegt. Jedes Ei wird mit einem Pollenpaket ausgestattet, so dass die geschlüpfte Larve ausreichend mit Nahrung für ihr gesamtes Entwickungsstadium versorgt ist. Von daher ist der Begriff "Insektenhotel" völlig fehl am Platz. Die Insekten bzw. die Wildbienen (und um die wollen wir uns in Folge vorzugsweise kümmern), bringen dort ihren Nachwuchs zur Welt.
Nistkästen für Vögel heißen schließlich auch nicht Vogelhotel.
Zurück zu den fertigen „Insektenhotels“. In kleinen Fächern findet man oft Holzklötzchen und Kiefernzapfen. Wofür das gut sein soll, weiß vermutlich nur der Hersteller selbst. Bestenfalls zieht hier mal eine Spinne oder ein Ohrenkneifer ein. Beide ernähren sich bekanntlich von anderen Insekten. Irgendwie kontraproduktiv würde ich sagen, oder?
Des Weiteren sieht man Rundhölzer mit verschiedenen starken Bohrungen. Im Prinzip richtig, allerdings werden oftmals Nadelhölzer verwendet, die ebenfalls nicht geeignet sind. Normalerweise werden die gar nicht erst besiedelt und wenn doch, hat die Larve kaum Überlebenschancen, weil durch eindringende Feuchtigkeit Verpilzung droht, oder das Holz quillt auf und die Larve wird zerdrückt.
Auch die Verwendung von Bambusröhrchen ist prinzipiell richtig, doch entweder sind die zu kurz oder die Querschnitte sind mit mehr als 1 cm deutlich zu groß.
Fazit: Fertige Insektenhotels sind zu Besiedlung durch Wildbienen nicht oder nur bedingt geeignet.
Wenn Wildbienen-Nisthilfen die wirklich nützlich sind, käuflich kaum erhältlich sind, macht ein Eigenbau definitiv Sinn.
Zur Besiedlung verwendete ich folgende Materialien:
Seitenteile Boden und Deckel bestehen aus 18mm starken Fichtenholzbrettern und die Rückwand aus einer Sperrholzplatte.
Die Buchenholzscheite wurden mit Bohrungen im Durchmesser von 3-8mm (Bohrer tief) versehen. Gebohrt wird in das Längsholz nicht in das Stirnholz. Anschließend wurden alle Bohrungen mit einem Senker nachgearbeitet, um die Eingänge von eventuell querstehenden Fasern zu befreien.
Die Baumscheibe wurde ebenfalls mit Bohrungen von 3-8mm versehen. Wichtig ist es, die Abstände der Bohrungen nicht zu dicht anzuordnen, damit sich keine Risse bilden.
Der Ziegelstein wurde mittels Steinbohrer ebenfalls mit Bohrungen der o.g. Durchmesser versehen.
Bambus- Schilfrohrabschnitte und der Besenstiel wurden auf die gleiche Länge (ca.10cm) abgelängt. Alle Röhren müssen nach hinten verschlossen sein. Da die verwendeten Pappröhrchen offen waren, habe ich die Nisthilfe mit einer Rückwand versehen und alle Röhrchen mit Lehm an der Rückwand befestigt. Bienenwachs ist als Kleber für diese Zwecke auch sehr gut geeignet.
Mit dem restlichen Lehm, habe ich die entstandenen Zwischenräume aufgefüllt und ebenfalls mit Löchern von ca. 8mm versehen.
Seitenteile, Boden und Dachteile habe ich mit einer Kreissäge zugeschnitten und verschraubt, so dass ein Kasten mit den Außenmaßen von: H60cm x B30cm x T15cm entstand. Die Dachschräge beträgt ca. 30° und der Dachüberstand 4cm.
Bei der Gestaltung des Kastens sind der Fantasie was Größe und Form betrifft allerdings keinerlei Grenzen gesetzt. Lediglich der Dachüberstand sollte allerdings ausreichend Schutz vor Spritzwasser bieten. Bei den zu besiedelnden Materialien gilt es allerdings einiges Grundlegendes zu berücksichtigen.
Bei der Verwendung von Holz kommt ausschließlich Hartholz (Esche, Buche, Eiche) in Frage, Nadelholz ist ungeeignet. Die Bohrdurchmesser sollten 8mm nicht überschreiten. Größere Durchmesser werden in der Regel nicht besiedelt. Die Bohrgänge sollten frei von Spänen sein, da die Flügel der Wildbienen sehr empfindlich sind und an Spänen und Graten leicht beschädigt werden können. Daher vorzugsweise gute Holzbohrer verwenden!
Auch bei Bambus- und Schliffrohrabschnitten auf saubere Schnitte achten und die Eingänge ggf. noch von Spänen befreien. Bei der Verwendung von Ton kommt nur gebrannter Ton in Frage. Bohrdurchmesser auch hier wie gehabt. Bei der Aufstellung der Nisthilfe ist die Ausrichtung sehr wichtig. Optimal ist eine Ausrichtung Richtung Süden oder Südosten. Südwesten geht auch ist aber nicht ganz optimal (Wetterseite).
Wegen der zu geringen Sonneneinstrahlung sind Ausrichtungen in nördliche Richtung schlecht und werden in aller Regel gar nicht erst besiedelt.
Hans-Joachim Schatz
Mail. schatz[at]nabu-rhein-berg.de
Ebenfalls viele Infos zu diesem Thema findet man im Internet auf der Seite: www.bienenhotel.de
Hier kann man auch die erwähnten Pappröhrchen sowie hochwertige fertige Nisthilfen erwerben.